Teilnehmer: Hommage á Angela
Beschreibung
Hommage á Angela

Mehr als 100 Arbeiten wurden zu dem Wettbewerb „Hommage à Angela“ eingesandt. Gut die Hälfte wählte die Redaktion des SchmuckMagazins aus. Neben überzeugenden Hommagen an die erste deutsche Kanzlerin zeigen sie niveauvolle Beispiele gegenwärtiger Schmuckkultur.

Nähere Informationen finden Sie in der Einladung zur Ausstellung.

Zeitplan Öffnungszeiten:
Di - Fr 11 - 18
Sa 11 - 14 Uhr

Ausstellungseröffnung:
Freitag, 13. Juli 2007
20 Uhr
Veranstaltungsort Handwerksform Hannover
  Berliner Allee 17
  30175 Hannover
Veranstalterdetails/
Auskunft
Telefon 0511 - 34859 - 21
E-Mail handwerksform@hwk-hannover.de
Webseite www.handwerksform.de
  In feudalen Gesellschaften war Schmuck vor allem Statussymbol und Medium der Repräsentation. Kostbarer Schmuck wurde von den Mächtigen der Welt bewusst eingesetzt, um Dominanz und Distanz gegenüber dem Volk auszudrücken. Dies hat sich in einer Demokratie grundlegend gewandelt. Im 20. Jahrhundert, in dem die Frau ihre Gleichberechtigung erkämpfte, hat sich auch die Funktion von Schmuck wesentlich verändert. Schmuck avancierte zum demokratischen Ausdrucksmittel der Persönlichkeit. Schmuck wurde seit dem Jugendstil Träger von Ideen, wurde Kunst- und Designobjekt, modisches Accessoire und Zeichen einer Lebenshaltung.

Jedes Schmuckstück, sei es aus edlem oder unkonventionellem Material, beinhaltet aber auch „Spuren“ der alten Mythen, die mit Schmuck seit Urzeiten verbunden sind. Die Mythen der Form, die Mythen des Materials und die Mythen des Gebrauchs haben in der Moderne an Bedeutung verloren, aber sie sind nicht verschwunden. Die wichtigen Schmuckgestalter der Gegenwart sind jederzeit bereit, neue, moderne Mythen in ihr Medium zu schmieden. Schließlich wäre es auch im 21. Jahrhundert falsch zu sagen, dass Schmuck generell frei ist von jeglichen Statusaspekten. Es gibt sie immer noch, die für das allgemeine Volk unerschwinglichen Juwelen für gekrönte Häupter und die Reichen und Schönen dieser Welt. Ein allgemein gültiges Paradigma existiert schon seit der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts nicht mehr. Auch hier hat die Demokratie Freiräume geschaffen, die Gegensätze zulassen. Was Schmuck heute sein soll, definieren die Trägerinnen ebenso wie die Gestalter. Jede Frau, die Schmuck trägt, fällt eine Entscheidung – und ihr Umfeld reagiert darauf: auf Kostbares, auf Banales oder auf raffiniert Gestaltetes. Aber wie soll nun eine Bundeskanzlerin geschmückt sein, die das deutsche Volk repräsentiert? Die „Hommage à Angela“ konnte natürlich nicht frei sein von Vorstellungen, wie der adäquate Schmuck für die Regierungschefin Deutschlands auszusehen hat. Der Wettbewerb „Hommage à Angela“ erweckt die komplexe Diskussion, die im 20. Jahrhundert über die Rolle von Schmuck geführt wurde, zu neuem Leben.

Wie erwartet, zeigen die Einsendungen keine „Kronjuwelen“, sondern interessante, vielschichtige Arbeiten für eine moderne Frau. Das Spiel mit deutschen Symbolen hat die Schmuckgestalter gereizt. Ebenso die Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit und der Rolle von Angela Merkel. Manche Goldschmiede und Schmuckmanufakturen versuchen mit der idealen Kombination aus Form und Material, die Persönlichkeit der 1. Frau in Deutschlands Politik zu würdigen. Hier wurde darauf geachtet, welche Kleidung die Kanzlerin trägt, welche Farbe ihre Augen haben, einfach, welcher Schmuck zu ihr passt. Andere Arbeiten zeigen politische Aspekte, sind dennoch schmückend und modern. Manche Entwürfe nehmen poetisch und phantasiereich Bezug auf deutsches Wesen und Brauchtum. Insgesamt zeigen die Stücke für Angela ein gutes Spektrum gegenwärtigen Schmuckschaffens: Junge, phantasievolle Entwürfe deutscher Hochschulabsolventen aus Düsseldorf, Pforzheim und Idar-Oberstein mit unkonventionellen Materialien. Anspruchsvoll gestaltete Stücke international renommierter Schmuckdesigner und Manufakturen. Arbeiten, welche die Handschrift gestandener Goldschmiede und Kunsthandwerker tragen. Die Teilnehmer aus Chile möchten gerne nach Berlin zur Ausstellungseröffnung kommen. Ihre Arbeit ist die moderne Interpretation eines Schmuckstückes, das früher die Oberhäupter chilenischer Volksstämme getragen haben und hat völkerkundliche, mythologische Bedeutung. Nicht zuletzt offenbaren die Siegerarbeiten des Wettbewerbs, wie Schmuckgestalter die erste Frau an der Spitze Deutschlands beurteilen. Jede Menge Respekt verpackten vor allem weibliche Teilnehmer in ihren Schmuck. Eine gute Portion Stolz hat die zahlreichen Frauen im Wettbewerb beflügelt. Freudig haben sie ihre Kunst auch deshalb eingesetzt, weil eine Frau an die Spitze vorgedrungen ist und nicht wenige, häufig immer noch selbstgefällige „Herren der Schöpfung“ aus dem Rennen geschlagen hat.

Insgesamt wurden mehr als 100 Arbeiten eingesandt. Die Teilnehmer kommen schwerpunktmäßig aus Deutschland, aber es sind auch interessante Hommagen aus Südamerika, Südkorea, Belgien, der Schweiz und Tschechien dabei. Die Redaktion hat 60 Arbeiten ausgewählt, die auf unterschiedliche Art und Weise der Persönlichkeit und dem Amt der Bundeskanzlerin gerecht werden. Alle Arbeiten sind mit einem Kommentar der Gestalter versehen, der in manchen Fällen von der Redaktion aus Raumgründen gekürzt werden musste.

Die „Hommage à Angela“ ist, dies sollte auch die Bundeskanzlerin wissen, auch ein Projekt für die Wahrnehmung von Schmuck in der Öffentlichkeit. Obwohl es in Deutschland hervorragende Ausbildungsstätten und Hochschulen für Schmuckgestaltung gibt, lässt das Interesse von gestalterisch anspruchsvollem Schmuck zu wünschen übrig. Die Berufsaussichten für junge Goldschmiede und Schmuckdesigner sind weitaus schlechter als noch vor einigen Jahren. Viele Schmuckmanufakturen leiden unter einer extrem schwachen Inlandsnachfrage. Nicht wenige traditionsreiche Unternehmen mussten ihre Tore zum Leidwesen der Mitarbeiter und der Standorte schließen. Der Wettbewerb, der mit viel Engagement von allen Seiten durchgeführt wird, verfolgt somit auch das Ziel, das Bewusstsein für Originalität und Kreativität im Schmuck der Gegenwart zu wecken. Es ist nicht übertrieben zu hoffen, dass mit der Hommage an die erste deutsche Kanzlerin auch positive Wirkungen für die Fertigung von hochwertigem, interessant gestaltetem Schmuck weit über die Grenzen von Deutschland hinaus ausgehen. Das wohlwollende Interesse der Kanzlerin könnte dazu beitragen. Weniger populär, aber nicht weniger engagiert wie beispielsweise deutsche Fußballer, spielen auch die guten Schmuckmacher für ihr Land.

Reinhold Ludwig

akène präsentiert die Ergebnisse des Wettbewerbs und die aktuelle Ausstellung in Kooperation mit dem SchmuckMagazin, Ebner-Verlag.